Sprachförderung

Welche Möglichkeiten gibt es?

Je nach Alter, schulischer Vorbildung und Aufenthaltsstatus können Flüchtlinge diverse Integrations- und Sprachkurse nutzen u. a. die Angebote des BAMF, der Agenturen für Arbeit, der Jobcenter und städtischer und kommunaler Stellen. Berufsschulpflichtige Flüchtlinge werden in speziellen Berufsintegrationsklassen auf eine Ausbildung vorbereitet und erhalten dort Sprachunterricht. 

Während der Ausbildung findet die Deutschförderung über bereits genannte Förderungsmaßnahmen sowie direkt an der Berufsschule statt. Zudem bieten eine Reihe öffentlicher als auch privater Träger kostenlose oder kostenpflichtige Präsenz- und Onlineangebote an. Weiterhin gibt es in vielen Kommunen inzwischen Initiativen auf ehrenamtlicher Basis, die Interessenten beim Lernen der deutschen Sprache unterstützen. 

Angebote des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) 

Allgemeine Integrationskurse 

Die meisten Flüchtlinge und Migranten lernen Deutsch zunächst in einem Integrationskurs. Die Integrationskurse des BAMF (§§ 43 ff. AufenthG) werden vor Ort von öffentlichen und privaten Trägern durchgeführt und haben das Ziel, die Teilnehmer mit der deutschen Sprache und den Lebensverhältnissen in Deutschland so weit vertraut zu machen, dass sie ohne die Hilfe oder Vermittlung Dritter in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens selbstständig handeln können. 

Ein allgemeiner Integrationskurs dauert insgesamt 700 Stunden und besteht aus zwei Teilen: a) einem Sprachkurs (600 Stunden) und b) einem Orientierungskurs (100 Stunden). Die Integrationskurse schließen mit dem Sprachtest ab. Bei Erfolg erhalten die Teilnehmer das „Zertifikat Integrationskurs“, das ihnen ihr Sprachniveau („Grundlegende Kenntnisse“ – A2 oder „Fortgeschrittene Sprachverwendung“– B1) und wichtige Grundkenntnisse über die deutsche Gesellschaft bescheinigt. Flüchtlinge mit einer Aufenthaltserlaubnis sowie Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive haben grundsätzlich einen Anspruch darauf, an einem Integrationskurs teilzunehmen. Geduldete und Asylbewerber ohne gute Bleibeperspektive haben keinen Anspruch an einer Kursteilnahme. 

 

ESF-BAMF-Programme 

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bietet für Menschen mit Migrationshintergrund berufsbezogene Sprachförderung. Zugangsvoraussetzung ist das Sprachniveau A1. Die Kurse stehen auch Menschen offen, die sich in einem Beschäftigungsverhältnis befinden und noch keine ausreichenden Sprachkenntnisse für die Anforderungen des Arbeitsplatzes besitzen. Im Deutschunterricht werden berufsbezogene Sprachkenntnisse zum Sprechen und Schreiben vermittelt, z. B. auch was beim Schreiben von E-Mails oder Briefen zu beachten ist. Es werden auch Kurse mit einer bestimmten Fachrichtung, zum Beispiel im kaufmännisch, gewerblich oder für den Bereich Pflege angeboten. Der Kurs kann einschließlich Deutschunterricht, Qualifizierungsmodul und Praktikum bis zu 730 Unterrichtseinheiten (6 Monate bzw. 12 Monate bei Teilzeitkursen) umfassen. Das Förderprogramm endet Ende 2017. Die Teilnahme steht Flüchtlingen mit einer Aufenthaltserlaubnis, Geduldeten und Asylbewerbern mit einer guten Bleibeperspektive offen. 

 

Gesamtprogramm Sprache GPS 

Seit dem 1. Juli 2016 gibt es neben dem ESF-BAMF-Programm mit dem „Gesamtprogramm Sprache“ ein weiteres Sprachförderprogramm für berufsbezogenes Deutsch auf Basis des § 45a Aufenthaltsgesetz, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge umgesetzt wird und unmittelbar auf die Integrationskurse aufbaut. Ziel ist die Verbesserung der Chancen auf Integration in den ersten Arbeitsmarkt. Die Sprachförderung richtet sich an Zugewanderte einschließlich Flüchtlinge mit Aufenthaltserlaubnis und Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive sowie Deutsche mit Migrationshintergrund. Anspruchsberechtigte müssen als arbeitssuchend gemeldet sein und/oder Leistungen nach SGB II oder SGB III beziehen oder in Ausbildung sein oder das Anerkennungsverfahren für einen Berufs- bzw. Ausbildungsabschluss durchlaufen. 

 

Online-Angebote 

Exemplarisch wird im Folgenden auf die kostenlosen Online-Sprachangebote des Goethe-Instituts und des Volkshochschulverbandes hingewiesen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Angebote. 

 

Goethe-Institut

Auf einer neuen Internetseite bietet das Goethe-Institut kostenlose Sprachlernmöglichkeiten für Flüchtlinge an. 

Auf www.goethe.de/willkommen findet man Selbstlernkurse, Sprechübungen und Videos sowie Informationen zum Umgang mit Behörden.

 

Volkshochschulverband (VHS)

Über das VHS Lernportal können Flüchtlinge per Smartphone-App OnlineSprachkurse nutzen. Diese Plattform wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volkshochschulverband vom BAMF gefördert. Die Angebote sind auf die Herkunftssprachen von Flüchtlingen angepasst und bieten einen ersten Einstieg. Darüber hinaus gibt es berufsbezogene Sprachlern-Apps, die Themen wie Kommunikation mit Kunden und Kollegen, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz aufgreifen. 

 

Wie können die Deutschkenntnisse von Flüchtlingen eingeschätzt werden? 

Gemäß des „Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen GER“ wird die Sprachkompetenz in 3 Grundlevel unterteilt: A) „Elementare Sprachanwendung“, B) „Selbstständige Sprachanwendung“ und C) „Kompetente Sprachanwendung“. Diese 3 Grundlevels werden noch mal in 6 Stufen des Sprachniveaus unterteilt: 

A1 – Anfänger 

Kann vertraute, alltägliche Ausdrücke und ganz einfache Sätze verstehen und verwenden, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen. Kann sich und andere vorstellen und anderen Leuten Fragen zu ihrer Person stellen – z. B. wo sie wohnen, was für Leute sie kennen oder was für Dinge sie haben – und kann auf Fragen dieser Art Antwort geben. Kann sich auf einfache Art verständigen, wenn die Gesprächspartnerinnen oder Gesprächspartner langsam und deutlich sprechen und bereit sind, zu helfen. 

A2 – Grundlegende 

Kenntnisse Kann Sätze und häufig gebrauchte Ausdrücke verstehen, die mit Bereichen von ganz unmittelbarer Bedeutung zusammenhängen (z. B. Informationen zur Person und zur Familie, Einkaufen, Arbeit, nähere Umgebung). Kann sich in einfachen, routinemäßigen Situationen verständigen, in denen es um einen einfachen und direkten Austausch von Informationen über vertraute und geläufige Dinge geht. Kann mit einfachen Mitteln die eigene Herkunft und Ausbildung, die direkte Umgebung und Dinge im Zusammenhang mit unmittelbaren Bedürfnissen beschreiben. 

B1 – Fortgeschrittene 

Sprachverwendung Kann die Hauptpunkte verstehen, wenn klare Standardsprache verwendet wird und wenn es um vertraute Dinge aus Arbeit, Schule, Freizeit usw. geht. Kann die meisten Situationen bewältigen, denen man auf Reisen im Sprachgebiet begegnet. Kann sich einfach und zusammenhängend über vertraute Themen und persönliche Interessengebiete äußern. Kann über Erfahrungen und Ereignisse berichten, Träume, Hoffnungen und Ziele beschreiben und zu Plänen und Ansichten kurze Begründungen oder Erklärungen geben. 

B2 – Selbstständige Sprachanwendung 

Kann die Hauptinhalte komplexer Texte zu konkreten und abstrakten Themen verstehen; versteht im eigenen Spezialgebiet auch Fachdiskussionen. Kann sich so spontan und fließend verständigen, dass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Kann sich zu einem breiten Themenspektrum klar und detailliert ausdrücken, einen Standpunkt zu einer aktuellen Frage erläutern sowie die Vor- und Nachteile verschiedener Möglichkeiten angeben. 

C1 – Fachkundige Sprachkenntnisse 

Kann ein breites Spektrum anspruchsvoller, längerer Texte verstehen und auch implizite Bedeutungen erfassen. Kann sich spontan und fließend ausdrücken, ohne öfter deutlich erkennbar nach Worten suchen zu müssen. Kann die Sprache im gesellschaftlichen und beruflichen Leben oder in Ausbildung und Studium wirksam und flexibel gebrauchen. Kann sich klar, strukturiert und ausführlich zu komplexen Sachverhalten äußern und dabei verschiedene Mittel zur Textverknüpfung angemessen verwenden. 

C2 – Annähernd muttersprachliche Kenntnisse 

Kann praktisch alles, was er/sie liest oder hört, mühelos verstehen. Kann Informationen aus verschiedenen schriftlichen und mündlichen Quellen zusammenfassen und dabei Begründungen und Erklärungen in einer zusammenhängenden Darstellung wiedergeben. Kann sich spontan, sehr flüssig und genau ausdrücken und auch bei komplexeren Sachverhalten feinere Bedeutungs-nuancen deutlich machen.

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